09.06. – 15.06.2018
09.06.2018 Ivanka-UA
Heute machen wir uns auf den Weg nach Süden eine lange Etappe liegt vor uns. Pavel hat uns Koordinaten einer Raketenabschußbasis gegeben. In der Nähe von Pobuzke kann man diese besichtigen. Die Fahrt dahin ist nicht besonders erwähnenswert. Auch gab es keine besonderen Landschafen die zeigenswert wären! Wir durchquerten ein weiteres Mal Kiew und gaben der Hilde, nach dem aufstocken des Proviants, die Sporen!
Nähe Pobuzke-UA – 392.922 Km ~ 389 Km
10.06.2018 Nähe Pobuzke
Wir haben uns nach dem Frühstück zur Raketenbasis aufgemacht die noch ca. 30 Km entfernt ist. Nach kurzer Fahrt erreichen wir über einen unscheinbaren Schotterweg das noch unscheinbarere Gelände. Bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion wurden von hier aus hier 10 SS-24 Atomraketen befehligt. 1 Silo ist auf dem Gelände noch zu sehen die 9 weiteren waren im Umkreis von 8-15 Km verteilt und wurden mittlerweile demontiert. Das besondere hier ist, dass man den ehemaligen Kommandobunker der in einem separaten Silo untergebracht ist ebenfalls besichtigen kann. Über einen Bunkerzugang erreicht man den obersten Level auf dem Kommandostand. Der Kommandostand ist ein 3,3 m durchmessender 35 m Langer Stahlzylinder der über 12 Sektionen verfügt in der 1. Sektion 45 m unter der Erde ist ein Aufenthaltsbereich mit 3 Betten, Toilette und kleiner Küche. In der 2. Sektion ist der Kommandostand mit 3 Arbeitsplätzen. Den Kommandostand erreicht man mit einem Lift der im Zwischenraum des Silos und dem Kommandocontainer hinunter fährt! Alles ist sehr Eng und wirklich gruselig… Vor allem wenn man die Simulation eines Abschusses der Raketen anstößt. Innerhalb von 35 Sekunden wären im Ernstfall nach drücken von 2 Knöpfen und drehen von 2 Schlüsseln, 10 Atomraketen zu Ihrem Ziel gestartet! An der Oberfläche kann man die Transportmittel für die Raketen und den Kommandobunker ansehen. Zudem sind sehr viele andere Kampfmittel ausgestellt. Zu der Schrecklichsten Erfindung kann man die SS-18 – Satan zählen, eine rund 35 m lange und 15.000 km weitreichende Interkontinental Rakete die mit 10 Mehrfachsprengköpfen bestückt werden kann. Eine dieser Raketen könnte das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland von der Landkarte wischen. Leider ist dieses Gespenst noch keine Geschichte, in Russland sind davon noch einige in den Silos! Link zu Wikipedia Klick https://de.wikipedia.org/wiki/R-36M oder www.rvsp.net.ua
Nähe Kirovograd-UA – 393.189 Km ~ 267 km
11.06.2018 bei Kirovograd-UA
Auf die Empfehlung von Pavel haben wir uns zur über 1000 Jahre alten Eiche bei der Ortschaft Buda gemacht. Dies liegt eh nicht allzu weit von unserem Weg und so können wir die Etappen auch für Lucy etwas auflockern, da Sie so auch immer wieder für eine Weile aus der Hilde kommt und etwas rum rennen darf! Das Gelände ist schön angelegt und weil dumme Menschen in der Vergangenheit den Baum unnötig beschädigt haben, sind nun sogar Wachleute angestellt um aufzupassen! Der Baum ist echt beeindruckend aber der Umweg hat sich unserer Ansicht nicht wirklich gelohnt, da die Straßen hierher wirklich schlecht sind! Auf dem Weg Richtung Poltava finden wir einen Brunnen in einem Dorf und nutzen die Gelegenheit um unseren Wassertank aufzufüllen. Übrigens stellen wir uns seit ein paar Tagen immer ein paar hundert Meter weg von der Hauptstraße in irgendwelche Wäldchen bzw. hinter Bäume und Büsche die hier immer wieder die großen Felder unterteilen. Die Wege zwischen den Feldern sind einfache Erdwege und wenn es richtig nass wäre, ist es sicher kein Spaß hier zu fahren. Allerdings hat man in der Regel seine Ruhe und sollte doch ein Auto vorbeifahren, interessiert es den Fahrer kein bisschen, dass wir hier stehen! Wir wurden übrigens heute das erste Mal von der Polizei angehalten. Den beiden jungen Polizisten war es wohl Langweilig und als Sie uns an einer Kreuzung abbiegen sahen, stoppten sie uns. Sie sahen, dass Anja mit der Landkarte hantierte und wollten uns nur helfen den Weg zu finden. Die Polizei hat überwiegend neue Mitsubishis oder in den Städten Toyota Prius, alle Polizisten tragen Bodycams und sind sehr freundliche und hilfsbereit. Pavel erklärte uns, dass es nach der orangenen Revolution auch eine bei der Polizei gab. Alle Polizisten wurden ausgetauscht und der Kurs ist deutlich pro Bürger. Keine unnötige Schikane oder Abzocke. Wir haben bislang in der Ukraine keine Geschwindigkeitsmessungen gesehen. Vermutlich weil es keine Radargeräte oder Laserpistolen mehr gibt!
Nähe Poltava-UA – 393.477 Km ~ 288 Km
12.06.2018 bei Poltava-UA
Heute ging es noch einen Katzensprung bis nach Poltava, eine große Stadt mit wichtigem Hintergrund. Lange Geschichte, in den letzten Kriegsmonaten des 2. Weltkrieg waren hier amerikanische Bomber stationiert um Nazi-Deutschland auch von Osten in die Zange zu nehmen. Roosevelt und Stalin hatten das Abkommen gemacht! Deutschland hatte jedoch davon Wind bekommen und sehr viele Bomber in einer Angriffswelle vernichtet, da alle Soldaten an den Fronten waren, wurden zur Verteidigung des Flugplatzes Junge Frauen und Mädchen an die Flaks gesetzt. Sie konnten die Flugzeuge der Deutschen auf 5.000 m nicht erreichen da die Kanonen nur ca. 3.500 m reichten. So starben in dieser Nacht mehrere hundert Frauen und Mädchen an den Waffen. Auch nach dem 2. Weltkrieg war dieser Luftwaffenstützpunkt ein wichtiger in der Sowjetunion. Hier waren strategische Langstreckenbomber stationiert und eine Pilotenschule ansässig. Heute kann man davon einige besondere Exponate hautnah besichtigen und besteigen! So auch der größte noch in Betrieb befindliche Überschalllangstreckenbomber Tupolew Tu-160 White Swan. Dieses Flugzeug kann 12 mit Atomsprengköpfen bestückbare Cruise-Missiles in den Rumpf laden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Tu-160 + www.mvba.com.ua
Ich hatte einen englisch sprechenden Guide nur für mich und konnte in einigen der ausgestellten Flugzeuge auf den Pilotensitz. Unglaublich wie nah man hier an die Exponate fast ohne Beschränkung darf.
Wir stellten uns bei Staryi Saltiv auf die Freizeitanlage Parus Maximus, die uns Pavel empfohlen hat. Es gibt hier ein leckeres Restaurant und da wir kostenlos stehen dürfen nutzen wir die Küche des Platzes. Etwas seltsam ist der Zoo der hier auf dem Platz ist. Es gibt ein Löwenpaar und einige Schwarz- und Braunbären. Dazu noch ein Gehege mit Ziegen, vermutlich das Essen für die Löwen???
Staryi Saltiv-UA – 393.728 Km ~ 251 Km
13.06.2018 Staryi Saltiv-UA
Heute machen wir uns auf den Weg zur Grenze in ca. 35 Km Entfernung, zuerst werden aber noch die letzten Griwnas vertankt und es geht über immer schlechter werdende Straßen Richtung Norden. Keiner konnte uns sicher sagen ob dieser Grenzübergang international abfertigt, also ist es erstmal ein Versuch. Die Straßen sind so ziemlich das schlechteste was wir bislang auf der Reise angetroffen haben und da waren schon einige schlechte Km dabei! Die Schlaglöcher sind teilweise so groß das sie 2-3 m Durchmesser und gut 50 cm Tiefe erreichen! Ein normaler PKW kann diese Löcher fast nicht durchfahren! Es schreckt uns nicht ab und wir fahren weiter ins Ungewisse, bis dann nach einer Kurve LKW‘s und PKW‘s vor uns auftauchen! Es stehen ca. 30 Fahrzeuge vor dem Grenzhof der Ukraine. Wir stellen uns dahinter an und warten wie alle. Es ist 9:45 Uhr und nach ca. 30 Minuten tut sich was. Es geht Stück für Stück vorwärts und nach ca. 1 Stunde stehen wir im Zollhof zur Ausreise. Die Beamten nehmen es genauer als bei der Einreise aber alles läuft korrekt uns freundlich ab. Nach gut 45 Minuten dürfen wir ausreisen und es geht weiter zum russischen Zollhof. Wir fahren direkt an den wartenden LKW vorbei an den Schlagbaum von Eingangsbereich. Es stehen ca. 15 LKW vor der Schranke und weitere 10 im Zollhof vor der Abfertigung. Ein junger Zöllner kommt aus dem Häuschen hinter dem Eingangsbereich und ich kann ihm erklären, dass wir Touristen sind und keine Güter transportieren. Er telefoniert und nach 5 Minuten dürfen wir in den Zollhof weiter. Hier angekommen sind einige Zöllner etwas konsterniert da sie offensichtlich sowas wie die Hilde noch nie gesehen haben. Sie kommen irgendwie nicht damit klar, dass jemand als Privatperson einen LKW als Wohnmobil besitzt! Nach einigem Hin und Her, dürfen wir dann auf die Spur von Omnibussen und die Personenkontrolle beginnt! Das Ganze wird vereinfacht durch einen Grenzer der etwas englisch spricht. Das gesamte Prozedere dauert gut 3,5 Stunden und ist für uns sehr undurchsichtig, da immer wieder andere etwas von uns benötigen oder in die Hilde schauen wollen. Es war jedoch alles korrekt und auch die Kontrollen waren OK. Nur, dass der Boden in der Hilde aussah wie nach Woodstock! Die Grenzabfertigung dauerte alles in allem rund 5 Stunden. Wir fuhren dann noch ca. 60 Km um ein Plätzchen für die Nacht zu finden. Auf dem Weg dahin wurde noch ein Bankautomat geentert. Maximal 5.000 Rubel pro Runde, das entspricht rund 70 €. So hatte ich dann 3 x 5.000 Rubel in der Tasche. Nur damit kann vermutlich die Tante Olga im Produkty an der Ecke nichts anfangen. Also in die Bank und 2 Scheine kleiner machen. Alles nicht so einfach… Erstmal den Passport! Zum Geldwechseln in der Bank??? OK, nochmal zur Hilde Pass holen. Nach unendlichen Kopien und Eingaben in den Computer hinter der Theke bekomme ich einen Ausdruck zum Unterschreiben, darauf stehen 2 x 5.000 Rubel? Egal, ich unterschreibe und die Dame hinter der Theke fängt an, kleinere Geldscheine zusammen zu stellen. Was eine Prozedur… 25 Minuten um Kleingeld zu erhalten! Willkommen in Russland!
Nähe Schebekino-RUS 393.826 Km ~ 98 Km
ΣKm in UA: ~ 1.933 Km
ΣKm Gesamt: ~ 3.358 Km
14.06.2018 bei Schebekino-RUS
Die erste Nacht in Russland war besser als befürchtet. Ist ja immer etwas neues, wenn man die Grenze überfährt. Es ist teilweise echt verrückt wie sehr sich nicht nur das Straßenbild verändert sondern auch die Landschaft sich plötzlich völlig anders darstellt. So ist es eben auch bei den Schlafplätzen, man weiß nie so recht ob man nun Probleme zu befürchten hat wenn man in einem Feldweg steht oder man einfach nicht beachtet wird! Wir sind unserer Meinung nach, sehr weit in einen Feldweg hinein gefahren und wir waren uns sicher, keine weiteren Begegnungen zu haben. Weit gefehlt, irgendwann fuhr doch noch später ein Pajero sehr zügig an der Hilde vorbei, ohne uns jedoch wirklich zu beachten! So kanns gerne weiter gehen! Wir sind die Straßenbeschilderung noch nicht wirklich gewöhnt und so sind wir durch den Geldautomaten etwas von der Hauptstrecke abgekommen. Nach ein paar Km durch das Hinterland sind wir auf der Hauptstrecke nach Woronesch. Unglaublich wieviel mobile Blitzer hier im Einsatz sind. Man muss wirklich auf der Hut sein in Ortschaften in maximal 60 Km/h oder weniger erlaubt. Die Landstraßen sind teilweise 2-Spurig und im Vergleich zu der Ukraine wesentlich besser ausgebaut. Als wir die Außenbezirke von Woronesch erreichen, nimmt die Blitzer-Rate in X-Potenz zu! Gefühlt hinter jedem Straßenpfosten steht eine Kamera. Es werden nur Fotos geschossen und ich denke man sieht nicht, ob man wirklich geknipst wurde. Wie ein Strafzettel an uns weitergeleitet wird ist mir noch ein Rätsel… Vielleicht gibt es an der Grenze bei der Ausreise noch ein paar spezielle Fotos!
Wir sind schon um die Mittagszeit in Woronesch und auf der Suche nach einem Hotel um die Registrierung abzuschließen. Wir müssen uns innerhalb von 7 Tagen bei der Migrationsbehörde anmelden, das kann am einfachsten ein Hotel machen, in dem wir für eine Nacht schlafen. Nach längerer Suche werden wir auf ein Firmengelände navigiert und treffen dort auf den Besitzer der Firma. Dieser ist zunächst äußerst verwundert über uns und wir erklären das mit dem Hotel und der Registrierung. Nach ein paar Telefonaten, mit einem Freund von ihm, der alles ins Englische für uns übersetzt, sitzen wir bei ihm im Auto und wir fahren verschiedene Gasthäuser, Postämter und schließlich das Einwohnermeldeamt ab. Denn Andrej, so heißt unser neuer Freund, ist der Meinung, dass so eine Registrierung ja nicht schwer sein kann… Geschlagene 3 Stunden füllen wir Formulare aus, machen Fotokopien und werden dann 20 Minuten vor Amtsschluß aus der Behörde geschickt! Wir sollen morgen wieder kommen. Was eine Prozedur!!! Hinzu kommt, dass wir nicht Tanken konnten, weil anscheinend mit meiner Visakarte in der Ukraine Missbrauch betrieben wurde! Nun hat VISA vorsichtshalber einfach mal pauschal unsere Karten gesperrt. Natürlich ohne Hinweis oder vorhergehenden Anruf! Super Sache, so NFC-Antennen in der Karte! Gut das ist ein anderes Problem, noch haben wir genug Euros als Bargeld!
Woronesch-RUS – 394.073 Km ~ 247 Km
15.06.2018 Woronesch-RUS
Andrej ist wie ausgemacht gegen 10:00 Uhr in seiner Firma. Er betreibt einen Schokoladen Großhandel. Vorher war er 15 Jahre beim Militär und hat dort als Major gedient. Natürlich haben wir seinen Ehrgeiz geweckt und er will nun mit uns die Registrierung durch ziehen. Was wir auch versuchen, er lässt sich das nicht nehmen. Wir machen uns also wieder auf zum Meldeamt nach 1 Stunde Wartezeit, erhalten wir von der Dame hinter dem Tresen eine Abfuhr. Andrej ist sichtlich sauer, ist es doch seiner Aussage nach kein Problem diese Registrierung durchzuführen! Das war wohl sein erstes und letztes Mal, dass er Touris so leichtfüßig hilft! Er tut uns wirklich leid, er lässt sich aber nicht von seinem Plan abbringen… Er war schließlich Major und die Papiere für seine Tochter, um nach Israel um zu ziehen dauerten schließlich auch nur 8 Monate (ACHT) !!!! Naja letztendlich landeten wir beim FMS das ist wohl die Ausländerbehörde. Dort ging es dann doch recht zügig und nach einer halben Stunde hatten wir den benötigten Stempel im Formular. Wir haben uns herzlich von Andrej verabschiedet und eine Bank aufgesucht um Bargeld per Western Union zu erhalten. Per Internet haben wir uns selbst Geld angewiesen und dies dann direkt bei einer Bank auszahlen lassen. Das ist ungefähr gleich kompliziert wie sich Geldscheine kleiner machen zu lassen. Innerhalb von 20 Minuten hatten wir einen ordentlichen Batzen Geld in der Hand und können so auch ohne VISA-Karten an Geld kommen. Die Gebühren sind im Übrigen sehr moderat. 1.000,- € kosten 4,90 € Transfer! Deutlich billiger als per Maestro oder Kreditkarte. Wer jetzt mit dem DKB-Visa-Auslands-Bankautomaten-Kostenlos-Dingens kommt, kann sich gerne was anhören… Auf jeder größeren Reise hatten wir nur Ärger mit der sch… VISA-Karte. In Indien hat uns die Sperrung fast 200,- € gekostet weil wir in 100,- € Stücken 1.800,- € per MasterCard abheben mussten um das Hotel zu bezahlen, 8,90 € pro Buchung! Visa hat das nicht interessiert! Ich hätte noch weitere Anekdoten zu der DKB-VISA, Die Kann (uns) Bank!
So, 2 Probleme am selben Tag gelöst und weiter geht’s. Das Ganze hat uns natürlich viel Zeit gekostet und so kommen wir erst gegen 14:00 Uhr aus Woronesch. Wir schlagen uns mal wieder in die Büsche und stehen weit in den Feldern. Muss ich erwähnen, dass wieder ein paar Autos an uns vorbei fuhren?
Chleborodnoe-RUS – 394.198 Km ~ 125 Km
Fortsetzung folgt…