Russia 2018 Reisebericht Nr. 6

14.07.-21.07.2018

14.07.2018 Mogoytun-RUS

Schon kurz hinter Tschita hat es gestern angefangen zu Regnen und es hat die ganze Nacht nicht aufgehört. Wir standen etwas abseits der Hauptstrecke in den Wiesen. Selbst Lucy hatte keine Lust zum Laufen sie verrichtete ihr Geschäft und rannte zur Hilde zurück, ich war klatschnass bis ich zurück war! Wir haben rund 250 km bis zur Grenze vor uns so machen wir uns sehr zeitig (6:30 Uhr wobei es durch eine weitere Zeitzone „+7 UTC“ eigentlich bereits 7:30 ist!) auf, um Strecke zu machen. Allerdings ist bislang nicht klar, ob der angepeilte Grenzübergang Solovjevsk-Ereentsav in die Mongolei ein internationaler ist! Die Beiträge im Internet sind sich ebenfalls nicht einig! Die Strecke bis in die Ortschaft Borzya ist relativ gut geteert und wir kommen gut voran. Glücklicherweise scheint mittlerweile wieder die Sonne. Die 80 km zur Grenze haben es allerdings wieder in sich! Schon die Strecke ließ in uns die Befürchtung aufkommen, dass der Grenzübergang für uns nix ist. Eine schlechte sehr schmale Straße mit vielen Schlaglöchern und Wellen, sowie weite Abschnitte Schotterpiste. Wir erreichen die Grenze um ca. 10 Uhr Ortszeit. Ein Zöllner kommt aus der kleinen Grenzstation und begrüßt mich am Tor zum Grenzhof. Er sieht unsere Pässe an und fragt nach den Dokumenten von Lucy. Ein paar Minuten später meint er, wir sollen warten bis die Grenze frei ist, da noch Fahrzeuge und Personen aus  der Mongolei im Grenzhof sind, die nach Russland wollen. Wir warten 2 Stunden bis die Tore für uns geöffnet werden und wir in den kleinen Zollhof einfahren dürfen. Es werden nochmal unsere Dokumente angeschaut und es wird uns erklärt, dass nun 1 Stunde Mittagspause wäre! OK, immerhin besser als die Info, dass der Grenzübergang für uns nicht passierbar ist! Wir haben schlechtes Internet und können uns so die Zeit etwas vertreiben. Die Abwicklung ist insgesamt korrekt, nur will der Kontrolleur für das Fahrzeug wirklich alles sehen… Wir mussten noch nie die Hilde ausräumen… Hier an dem kleinen Grenzübergang nehmen sie es ganz genau! Aber immerhin finden Sie nicht alle unsere Verstecke und geheimen Stauräume… Lucy bekommt einen weiteren Stempel in ihren Impfpass und wir können nach ca. 45 Minuten ins Niemandsland fahren. Über eine Gras/Erdpiste geht es zur mongolischen Grenze, wo schon ein Grenzer das Tor zum Hof öffnet. Wir sind die einzigen «Kunden» und die Belegschaft hat so alle Zeit der Welt, sich um uns zu kümmern. Die größte Herausforderung ist jedoch: Keiner der ca. 8 Beamten bzw. anwesenden Personen kann englisch. Das Fahrzeug ist schnell abgehandelt und wir werden in das Zollgebäude gebeten. Hinter dem Tresen sitzt eine junge Zöllnerin, die mit unseren Pässen sichtlich überfordert ist. Alle haben ein Smartphone und WhatsAppen wie verrückt, auch die Dame die unsere Pässe in den Computer eingeben sollte. Zudem hat sie anscheinend ihren Sohn mit auf der Arbeit. Dieser ist ca. 5 Jahre alt und schleicht, ChupaChups-schlotzend hinter dem Tresen hin und her! Alles sehr familiär. Nach gut einer 1/2 Stunde ist sie immer noch nicht weiter mit unseren Pässen, offensichtlich kommt sie mit den lateinischen Schriftzeichen nicht klar und findet keine Adresse im Pass. Ich helfe ihr so gut es geht über die Theke, mit dem Fahrzeugschein und dem Hinweis auf unseren Wohnort geht es dann recht schnell. Allerdings ist der Heimtierausweis noch in der Mache… Lucy in die Mongolei einzuführen dauert am Längsten. Wir bekommen mehrere Ausdrucke für Lucy, vermutlich hängt dies mit der aktuell ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche in manchen Provinzen zusammen. Uns soll es recht sein, wenn wir das Hundle, mit den Dokumenten auch wieder mit Heim nehmen können. Nach gut 1 1/4 Stunden haben wir die Einreise geschafft und dürfen uns 30 Tage Visa-Frei in der Mongolei aufhalten! Das war einfacher und schneller als befürchtet… Allerdings müssen wir zugeben, dass diese Grenze wirklich die Skurilste war die wir bislang erlebt haben! Wir fahren noch einige Pistenkilometer nach Süden und stellen uns abseits der Piste in die Wiesen.

 

 

 

Südlich von Ereentsav-MGL 402.845 Km ~ 289 Km
In Russland gefahren 9.013 km

15.07.2018 südl. Ereentsav-MGL

Wir sind etwas perplex nach der ersten Nacht! Haben wir fest mit ungebetenem Besuch gerechnet, der irgendwann mitten in der Nacht oder bereits am frühen Abend an die Hilde klopft! Seltsamerweise hat ein Fahrzug das ca. 400 m an uns vorbei fuhr nicht einmal die Richtung geändert um in unsere Nähe zu kommen! Das haben wir vor 9 Jahren anders erlebt und wir befürchteten, dass sich dies nicht wirklich geändert hat. Damals war diese Eigenheit der Mongolen sehr nervend und teilweise beängstigend, da man sich nur sehr schlecht mit den Menschen unterhalten kann. Kaum einer auf dem Land spricht englisch oder russisch! Ok, kein Problem. Wenn es so weiter geht, revidieren wir unsere Erfahrungen und vielleicht gefällt uns die Mongolei am Ende ganz gut!?!? Wir fahren weiter Richtung Süden ab Choibalsan soll die Piste in Teer übergehen. Nur noch 230 Km! Wir fahren durch beeindruckende Landschaften und hinter jedem Hügel ist ein weiteres Hochtal oder unendliche Weite! Es ist kaum zu beschreiben welch Farbenspiel die Landschaft durch Sonne und Wolken vollführt! Die Piste ist anstrengend aber relativ gut zu befahren. Wir folgen im wesentlichen der Eisenbahntrasse die von der Grenze nach Choibalsan führt. Ob hioer noch Züge verkehren ist für uns nicht zu beantworten. Die Trasse ist teilweise in der Landschaft nicht zuerkennen weil Gras den gesamten Damm und  Gleisbett zugewuchert hat! In Choibalsan angekommen, versuchen wir Geld aus dem ATM zu ziehen. Ich versuche dies an 6-7 Automaten, offensichtlich sind sie alle leer. OK, die letzten paar Tage war Nadam die Hauptfeiertage in der Mongolei. Dumm ist es trotzdem ohne Bargeld. Die letzten 250 Tugrik aus 2009 haben einen Gegenwert von 0,08 €. Es ändert nichts wir fahren weiter, unsere Vorräte sind gefüllt und bis Ulaanbaatar kommen wir ohne einzukaufen. Und das Beste: Es gibt tatsächlich eine gute Teerstraße die nach Westen führt! Ein paar Km nach der Stadt werde ich von einem Polizisten mit Radarpistole in der Hand angehalten: Er zeigt auf das Display dort steht 97 km/h! Die Hilde rennt wenn es sein muss 110 km/h! Ich bin jedoch wenn überhaupt knapp über 80 gefahren! Wie schnell ich fahren darf, weiß ich nicht mal. Bislang sind wir gut gefahren mit 80! Das ist auch in der Regel schnell genug, auf den teilweise sehr schlechten Straßen kann man oft nicht schneller als 60 fahren! Ich steige aus und der Polizist realisiert scheinbar, dass unser Laster etwas anderes ist als das was er erwartet hat. Auch mein Schwäbisch irritiert ihn sichtlich. Ich diskutiere auf Schwäbisch und er ist völlig hilflos! Letztendlich ist er so verwirrt, dass er mir einfach die Hand gibt und Richtung Horizont deutet und Goodbeye sagt! ;o)

Einige Km später stellen wir uns zum Übernachten in eine Wiese und warten auf Besuch… Und? Tatsächlich, wir werden nicht enttäuscht. 1,5 Stunden später fährt ein älterer Mann auf seiner 250-er zur Hilde, stellt den Motor ab und hupt bis ich die Türe öffne. Auf schwäbisch begrüße ich ihn, lobe seinen Feuerstuhl und sehe wie verwirrt er ist! Ein paar Gedenksekunden später hat er sich gesammelt, soweit ich verstanden habe kommt er aus der Jurte oberhalb der Straße… Ich bedeute ihm, dass wir hier schlafen wollen, in dem ich meine zusammen gelegten Hände an meine Schläfe führe. Er nickt, startet seinen Schemel und fährt davon! Das war einfach und schmerzlos… Wenn es so weitergeht, holt die Mongolei in unserer Reiseländer-Hitliste auf!

Bei Kulunbuir-MGL 403.195 KM ~ 350 Km

 

 

 

16.07.2018 bei Kulunbuir-MGL

 Wir fahren weiter Richtung Westen. Die Straße ist gut ab und an gibt es ein paar Schlaglöcher. Aber durch den Verkehr der dann ebenfalls abbremst und die Löcher umfährt, bleibt mir immer genügend Zeit um mich darauf einzustellen. In Undurkhan passieren wir eine Mautstation. Der Mann im Häuschen will 3.000 Tugrik, die ich nicht habe (siehe oben)! Ich zeige ihm einen 100 € Schein, meine Visa-Karte und die 250 Tugrik! Er ist verwirrt, ich spreche nur schwäbisch, es würde eh keinen Sinn machen, es auf Englisch zu versuchen, er macht die Schranke auf und winkt  zur Weiterfahrt! In der Stadt fahren wir zur Khan-Bank. Ich gehe mit 200 € in die Bank zum Wechseln. Die Dame hinter dem Tresen schaut als hätte ich Antennen auf dem Kopf als ich Ihr die 200 € über den Tresen schiebe! Englisch spricht keiner in der Bank und ich sehe meine Chancen auf Bargeld schwinden! Im Eingangsbereich der Bank gibt es einen Geldautomaten, dort versuche ich mit der Visa-Karte Geld zu ziehen und es klappt. Ich kann 200.000 MNT ziehen, immerhin 70 €! Zum Einkaufen reicht das fürs Erste. In der nächsten Stadt kommen wir an eine Desinfektionsstation. Die Räder werden abgesprüht und wir müssen 2500 MNT bezahlen. Zum Glück haben wir jetzt Bargeld! An der folgenden Mautstation, will der junge Kerl 3.000 MNT von mir. Ich sehe, dass er auch Zettel für PKW hat, die müssen nur 500 MNT zahlen. Ich interveniere als er mir den Zettel mit 3.000 MNT Gebühr entgegen streckt! Er ist verwirrt! Er öffnet die Schranke und schiebt den Zettel wieder in seinen Stoss zurück! Ich hätte ja die 500 MNT bezahlt, wir sind nun mal kein LKW. Es geht mir da etwas ums Prinzip. Oft müssen Ausländer in diesen Ländern deutlich höhere Gebühren für alles bezahlen als Einheimische. Wenn es etwas mehr ist, ist das OK. Wenn es deutlich mehr ist, habe ich meine Probleme. Dabei geht es mir nicht um den Einen Euro sondern, dass ich das 6-fache bezahlen soll! Wir fahren noch einige Km und finden wieder ein Platz abseits der Straße zum Übernachten.

Bayandelger-MGL 403.617 Km ~ 422 Km

 

 

 

17.07.2018 Bayandelger-MGL

Wir fahren nach einer ruhigen Nacht weiter Richtung Ulaanbaatar. Wir haben noch rund 100 km bis zur Hauptstadt. 2009 haben wir der Chingis Khan Statue keinen Besuch abgestattet, es gab keinen Hinweis darauf in unseren Reiseführern. Dieses Mal wollen wir uns die Statue nicht entgehen lassen. Schon von Weitem sieht man die 25 m hohe Statue, wenn man von Osten über die Bergkuppe in das Tal einfährt. Beeindruckend steht das Pferd mit Chingis Kahn auf dem Rundbau auf einem kleinen Berg. Für 8.500 MNT Eintritt kann man in den Hinterbeinen per Lift oder Treppen bis zur Brust und dann im Freien auf einer Treppe bis zum Kopf des Pferdes hoch steigen. Die Statue ist aus Edelstahl gefertigt und durch das Farbenspiel sieht alles sehr surreal aus. Im Park um die Statue gibt es noch mongolische Reiter aus Bronze die so, wohl vor Jahrhunderten die Steppe und halb Europa überrannt haben! Sehr schön gemacht und definitiv sehenswert! Die restlichen Km fahren wir dann im immer dichter werdenden Verkehr nach Ulaanbaatar. In dem Vorort Gachuurt stellen wir uns in das Guesthouse „River Point Lodge“. René, der schon vor Jahren das Oasis gründete, ist hier der Manager und quasi Hausherr. Er baut im Auftrag seiner mongolischen Freunde ein neues Guesthouse auf. Der Platz ist ideal für ein paar Tage Entspannung, das Restaurant ist sehr gut und es gibt ein tolles kontinentales Frühstück. Die Umgebung ist sehr viel angenehmer als am Oasis, da Gachuurt rund 15 km ausserhalb liegt! Kontakt zu René, per Facebook oder eine Mail an mich, ich gebe die Rufnummer sowie die Anfahrtsbeschreibung von René gerne weiter. (Ich habe die Erlaubnis von ihm!)

 

Ulaanbaatar-MGL 403.719 Km ~ 102 Km

18.+19.07.2018 Ulaanbaatar-MGL PAUSE

Wir chillen und kümmern uns um die Hilde, lassen die Wäsche waschen und holen bei Frank meine Visa-Karte ab, die freundlicherweise von VISA nach einem Manipulationsversuch in der Ukraine gesperrt wurde. Frank ist ein Auswanderer der seit 8 Jahren in Ulaanbaatar lebt und im Allradforum gerne seine Hilfe anbietet, wenn es notwendig ist und sich über Besuch freut, wenn deutsche Reisende durch Ulaanbaatar kommen! Wir konnten von der Lodge ein Fahrzeug mieten und so ohne Probleme verschiedene Dinge erledigen. Wir hatten allerdings etwas Unterstützung von Deegii, Renés Freundin die uns als Dolmetscherin zur Seite stand!

Ich habe nach rund 13.500 km die Räder der Hilde Achsweise umgesetzt, die Reifen haben nun etwa, 25.000 Km runter und einen deutlichen Sägezahn und zwar auf beiden Achsen. Außerdem sind die Stollen an den Flanken deutlich weiter abgefahren als die Mittelreihe. Ein deutliches Zeichen für zu niedrigen Luftdruck! Das ist mir zwar nicht einleuchtend, da ich mit 5 bar bei 6 t Achslast laut Continental ausreichenden Druck im Reifen habe. Egal, seit einigen Wochen fahre ich auf Teer mit mindestens 6,5 – 7 Bar.
Nach einer ausgiebigen Shoppingtour haben wir am 2. Tag gemeinsam mit Ruth, Bernd, Deegii, Deegiis Sohn, René und Pite gegrillt und den Abend genossen! Vielen Dank für die Gastfreundschaft und die schöne Zeit!
 

20.07.2018 Ulaanbaatar-MGL

Wir fahren gemeinsam mit Ruth und Bernd nach dem Frühstück und Wasser füllen durch Ulaanbaatar Richtung Westen. Wir müssen noch Vorräte auffüllen und danach geht es im Stop and Go durch die Stadt. Wir trennen uns für ein paar Km da jeder auch noch Tanken muss. Bernd benötigt Euro 5 Diesel, und an der Tanke gibt es nur eine Säule. Ca. 80 km westlich von UB treffen wir uns wieder und haben noch ein schönes Abendessen mitten in der Natur, bevor es zu Gewittern anfängt und die ganze Nacht nicht mehr aufhört zu Regnen!

Bayankangai-MGL 403.851 Km ~132 Km

 

 

21.07.2018 Bayankangai-MGL

 Im Sonnenschein frühstücken wir gemeinsam und verabschieden uns für ein paar Tage von Ruth und Bernd. Sie fahren eine südliche Route die wir bereits 2009 gemacht haben. Wir fahren auf einer Piste Richtung Nord-West. Durch schöne Täler und Landschaften führt unser Weg, es gibt nicht viel mehr zu sagen als, dass es hier wunderschön ist und wir diese Aussichten 2009 vermisst haben. Wir sind wirklich überwältigt von der Natur. Es gibt zwar wie bereits 2009 überall Jurten. Aber man hat den Eindruck, sie sind wesentlich weiter von den Straßen und Pisten entfernt als damals! Uns gefällt die Mongolei von Tag zu Tag besser!

Die Pisten sind allerdings anspruchsvoll so machen wir keine wirkliche Strecke… Das sollte sich ändern! Die nächsten 7 Tage haben wir noch rund 1.300 Km vor uns!

Nowhere-MGL 403.981 Km ~ 131 Km

 


Fortsetzung folgt…