Russia 2018 Reisebericht Nr. 10

28.08.-07.09.2018

28.08.2018 bei Vladikawkas-RUS

Wir haben an einem Feldweg übernachtet der eigentlich mit Betonblöcken versperrt war. Einer davon war verschoben und wir konnten uns durchschlängeln. Augenscheinlich war keine landwirtschaftliche Aktivität zu sehen. So blieben wir neben einem kleinen Hügel außer Sichtweite der Straße stehen. 2 Stunden später kam dann doch ein Traktor vorbei und der Fahrer meinte der Weg wäre nach ihm mit Beton versperrt! Ich sagte, egal ich werde schon raus kommen! Tatsächlich ließ er den Weg geöffnet. Nett von ihm… Warum die Feldwege mit Blöcken zu gut 500 Kg abgesperrt werden ist uns nicht klar. Evtl. durch die Nähe zu Tschetschenien oder Dagestan? Wir sind dann zeitig aufgebrochen um nicht zu spät an der Grenze zu stehen. Im Internet kursieren die interessantesten Berichte über Wartezeiten und Ablauf der Grenzabfertigung. Bis vor einigen Jahren war es nur Staatsangehörigen der GUS-Staaten, wegen des Georgien/Russland-Konflikts, möglich diese Grenze zu passieren. Diese Grenze ist zur Zeit die einzige Stelle die den Süden Russlands mit Georgien, Armenien, Aserbaidschan und der Türkei verbindet, entsprechend ist das Verkehrsaufkommen. Bereits viele Km vor der Grenzstation stehen schon LKW, wir fahren frech links daran vorbei! Es ist immer ein etwas seltsames Gefühl mit unserer dicken an den wartenden LKW vorbei zu ziehen, viele erkennen die Hilde nicht sofort als Reisefahrzeug und so, denken wir, sind viele der Fahrer die schon Stunden oder gar Tage warten, sicher etwas sauer wenn wir dann in ein paar Minuten wie ein PKW abgefertigt werden! Egal, wir werden von den russischen Zöllnern auf die PKW-Spur eingewiesen und ich gebe unsere Zolldeklaration der Hilde ab. Diese haben wir bei der Einreise in Taschenta (Russland/Mongolei) bekommen und da Kasachstan und Kirgistan zur russischen Zollunion gehören, blieb das Dokument bislang bei uns. Erst jetzt wird die Deklaration aufgehoben. Die Ausreise geschieht recht zügig und nach einer Stunde sind wir im Niemandsland. Witzig war noch eine besondere Begegnung mit einem russischen Motorradfahrer. Er könnte fast als mein Zwillingsbruder durchgehen. Die russischen Zöllner haben das Fotoshooting und die Familienzusammenkunft nicht so witzig gefunden wie wir! 🙂
Die Einreise nach Georgien war ebenso recht schnell erledigt. In die Hilde will eigentlich keiner aus Kontrollgründen sehen, die Beamten sind  lediglich am Innenausbau interessiert! Über eine landschaftlich sehenswerte und teilweise anspruchsvoll geführte Serpentinenstraße geht es dann Richtung Süden. In Kazbegi wollen wir Mittagessen und parken 90° zur Straße zwischen Kleinbusse und Jeeps. Beim Aussteigen trete ich ins Leere und knicke mit dem Fuß um, mich donnert es rückwärts gegen einen Müllcontainer und beim Versuch mich etwas abzufangen verletze ich mich am kleinen Finger. Entweder ist die Kapsel ordentlich geprellt oder sogar angeknackst! Blut läuft und Anja verarztet mich an der offenen Tür vom Aufbau, als ein Mann aus einem Jeep aussteigt und mich anbrüllt: „NO PARKING BIG CARS!“ Er sieht offenbar nicht, dass ich verletzt bin und gerade verbunden werde. Dieser Satz ist auch offensichtlich das einzige was er auf englisch sagen bzw. schreien kann! Er wiederholt den Satz mehrfach und wird dabei noch lauter und letztendlich auch noch handgreiflich. Ich denke kurz über meine Chancen nach, wie eine Schlägerei ausgehen würde! Ich begnüge mich damit ihm mit der flachen Hand eine auf die Brust zu verpassen, um ihm klar zumachen wo seine Grenzen sind! Das hat er auch verstanden brüllt mich aber unvermindert weiter mit: „NO PARKING BIG CARS!“ an!!! Wir suchen nach dieser unangenehmen Begegnung schnell das Weite und ich hätte große Lust direkt nach Batumi zu fahren und Georgien noch heute wieder zu verlassen! Wir fahren weiter und ich kann mich nicht so recht an der wunderschönen Landschaft erfreuen. Bei einem kleinen Restaurant halten wir und haben trotzdem noch ein schönes Erlebnis mit einer jungen Bedienung die sehr gut englisch spricht und uns eine georgische SIM-Karte für das Internet verkaufen kann. Wir fahren bis Anamuri und stellen uns an das Ufer des Stausees neben dem kleinen Dorf. Es ist relativ leise und wir haben nach dem seltsamen Erlebnis unsere Ruhe für die Nacht.

28.08.2018 Anamuri-GE 413.849 Km ~ 170 Km
in Russland gefahren: 1.119 Km – ∑ 11.269 Km

29.-30.08.2018 Anamuri-GE

Wir sind kurz vor Tiflis und ich benötige ein Ersatzteil für die Hilde unsere erste Anlaufstelle ist die örtliche Mercedes-Benz Niederlassung. Als wir dort ankommen, bin so geschockt, dass ich vor entsetzen nicht mal dazu komme Bilder zu knipsen. Ich habe auf unseren Reisen schon sehr viele Werkstätten gesehen und mich bringt so leicht nichts mehr aus dem Gleichgewicht. Aber, dass hier tatsächlich der Stern auf einem Pylon der vor dem Gelände steht zu sehen ist… Es fehlen mir die Worte. Würden hier nicht ein paar Mechaniker in Mercedes-Benz-Service Montur rum laufen, die Stardiagnose im Eck stehen und original verpackte Ersatzteile herum liegen, würde ich sagen: „Das ist ein Fake!“ Das benötigte Ersatzteil müsste bestellt werden und wäre in 10 Tagen vor Ort. Keine Option… Und keine Hinweise, wo man evtl. eine andere Möglichkeit finden könnte! Gut war nicht anders zu erwarten, nach dem Erlebnis gestern! Wir haben im Internet eine andere Werkstatt gefunden die eine gute Reputation von anderen Reisenden bekam. Dort sieht es nicht wirklich besser aus, aber der türkische Mechaniker gibt sich Mühe. Mit einem Taxi fahren wir in die Stadt und klappern verschiedene Teilehändler ab. Nach der erfolglosen Rückkehr, wird ein anderer Taxifahrer losgeschickt der mit 300 Lari ausgestattet nach dem Ersatzteil suchen soll! Ich mache derweil Ölwechsel immerhin haben wir Motoröl kaufen können! Nach 2 Stunden kommt der Taxifahrer wieder. Er hat zu meinem Erstaunen dann doch das benötigte Ersatzteil auftreiben können! Ich baue es in wenigen Minuten ein und wir verlassen Tiflis in westlicher Richtung! Wir haben von Theres und Johannes ein paar Tipps zum anschauen bekommen und fahren eine Schleife über den Rikoti Pass. Es ist sehr warm und die Autobahn bringt uns schnell Richtung Gori. Nach dem Pass finden wir eine Stelle wo wir am Fluss stehen können. Weiter geht es über Baghdati nach Süden wo wir durch den Borjom-Kharagauli Nationalpark Richtung Batumi fahren. Es ist eine tolle Landschaft und die Strecke ist atemberaubend schön. Sehr wenig Asphalt und teilweise sehr anstrengend. Wir übernachten auf einer Almwiese, auf der gerade Heu gepresst wurde und der Bauer erlaubt uns für eine Nacht zu stehen. In der Nähe werden gerade riesige Hotels gebaut und die Gondelbahn sowie der 6-er Sessellift läuft schon, wenn auch ohne Passagiere! So ganz ist das nicht ganz nachvollziehbar. Es sind noch gut und gerne 80 Km bis Batumi und die Straße hier her hat den Namen nicht verdient! Wir fragen uns, wie hunderte bzw. tausende Skifahrer im Winter hier her kommen werden!

Goderzi-GE – 414.233 Km ~ 454 Km

31.08.2018 Goderzi-GE

Wir lassen es gemütlich angehen, es ist nicht mehr weit bis Batumi. Allerdings wissen wir nicht um die Straßen die noch vor uns liegen…

Weite Strecken sind nur im Schritttempo zu befahren. Immer wieder kommen 40 Tonner mit Zementsilo-Auflieger aus dem Tal entgegen, um die Baustellen zu beliefern! LKW mit Baumaterial und das auf teilweise einspuriger Trassenführung durch kleine Bergdörfer, echt abenteuerlich! Wir kommen erst nach der Mittagszeit in Batumi an und lassen die Hilde waschen. Das letzte Mal war in Barnaul. Um 8.000 Km seither und dementsprechend sieht die Hilde aus! Danach gehen wir lecker türkisch Essen. Wir parken die Hilde in Gonio auf der Uferpromenade. Hier ist zwar einiges los, aber im Großen und Ganzen lässt man uns in Ruhe. Einheimische nutzen die Promenade zum Scooter, Fahrrad oder Motorrad fahren, gehen spazieren oder cruisen mit ihren Toyotas hin und her… Wir befürchten, dass es eine unruhige Nacht wird!

Gonio-GE – 414.347 Km ~ 114 Km

01.09.2018 Gonio-GE

Wir hatten Glück, heute Nacht hat es geregnet und gestürmt. Zumindest was Kofferraum-Disco betrifft hatten wir keine Überraschungen in der Nacht! Wir machen uns auf um die letzten Km bis zur Grenze in Georgien hinter uns zu bringen. So recht können wir im Moment noch nicht sagen wie wir Georgien einordnen sollen. Viele Bekannte und Freunde schwärmten uns von Georgien vor. Wir können dies nur in Bezug auf die Landschaft bestätigen und nachvollziehen. Die Menschen sind uns seltsam unfreundlich begegnet und die Autofahrer sowieso! Wir freuen uns auf die Türkei, wobei wir auch hier noch nicht recht wissen was uns erwartet! Die Ausreise aus Georgien ist schnell erledigt. Nur der Beamte ist zunächst mit unserer Versicherungsbestätigung nicht so recht glücklich. Wir sind bei einem Makler versichert und haben für diese Reise unseren Versicherungsschutz auf alle besuchten Länder ausweiten lassen. Dafür gibt es keine grüne Versicherungskarte, aber eine Bestätigung in Deutsch geschrieben. Nach einigem Hin und Her hinzuziehen eines weiteren Beamten bekommen wir unsere Dokumente und können zum türkischen Zoll weiter fahren. Die Einreise ist hier unkompliziert und nach 30 Minuten erledigt. Wir haben größere Kontrollen befürchtet, aber mit 2 mal 2 Minuten in der Hilde ist alles erledigt! Wir fahren bis hinter Trabzon an der Küste entlang und finden in Kurtulus einen kleinen Spot an der Küste an dem viele Einheimische Zelte aufgeschlagen haben und den Sandstrand zum Baden nutzen. Wir lernen Ali kennen, der hier im Ort geboren wurde. Er hat lange in Berlin gelebt und macht als Rentner hier lange Urlaub. Er hat sein Wohnmobil hier stehen und fährt mit seinem Trike in der Gegend herum. Er gibt uns einige Tipps und zeigt uns ein paar Sehenswürdigkeiten… Leider ist die Nacht nicht ganz so idyllisch wie wir gehofft haben. Viele junge James Deans wissen nicht so recht was sie tun, wenn sie nachts den Külyo Üglüsijas aus dem Kofferraum dröhnen lassen oder mit ihren gepimpten Tofas Fiats lautstark mit aufheulenden Motoren Burnouts machen!!!

 

 

 

 

 

01.09.2018 Kurtulus-TR 414.758 Km ~ 411 Km
In Georgien gefahren: 608 Km

02.09.2018 Kurtulus-TR

Wir verabschieden uns von Ali, haben die Telefonnummern ausgetauscht. vielleicht sehen wir uns ja wieder. Er hat mit seiner deutschen Frau in Meersburg eine Wohnung. Wer weiß die Welt ist klein! Wir fahren der Küste entlang weiter Richtung Westen. Die Landschaft ist sehr schön und wir sehen viele Spots an denen es sicherlich möglich wäre frei zu stehen. Ali meinte es ist hier überall möglich frei zu stehen und man würde in aller Regel keine Probleme von irgendwem bekommen. Uns gefällt die Ecke der Türkei recht gut,  alle um uns herum sind freundlich und kommen offen auf uns zu, auch einige Türken, die in Deutschland in unserer Gegend arbeiten! Auf unserer Fahrt Richtung Samsun versuchen wir an mehreren Stellen einen Sticker für die Autobahnmaut zu bekommen. Angeblich kann man diesen bei Shell-Tankstellen kaufen. Wir fahren alle paar Km unter einer Mautbrücke durch. Aber wir werden weder bei Tankstellen fündig noch bekomme ich Auskunft über eine Verkaufsstelle bei den Wiegestationen die an den Autobahnen von LKW angefahren werden müssen! Überall Achselzucken oder die Aussage: „No HGS, No Money!“ Wenn es also so umständlich ist eine Maut zu entrichten, kann es nicht wichtig genug sein um diese zu bekommen! Wir stellen die Sucherei nach 5 Tankstellen über 750 Km ein. Wenn jemand Geld von uns will, soll er es uns nicht so schwer machen es zu bezahlen! Wir sind in Sinop auf dem Marti Camping (http://www.martikamping.com) angekommen und wollen hier ein bisschen Pause machen. Natürlich kostet es was – aber bei dem Kurs ist die Gebühr wirklich erschwinglich, obwohl Ali meinte: „Du brauchst doch nicht mit deinem Laster auf einen Camping!“ Ja, er hat recht und trotzdem ist es schön einfach einen Platz zu haben wo man weiß: Es ist OK zu stehen, die Infrastruktur wie, Waschmaschine, Dusche unlimited, ein kleines Restaurant oder im Notfall „Strom“ ist auch vorhanden!


02.09.2018 Sinop-TR – 415.059 Km ~ 301 Km

 

03.-05.09.2018 – Pause

 

 

 

 

06.09.2018 Sinop

Wir hatten über Nacht ein ziemliches Unwetter es hat gestürmt und gewittert. Glücklicherweise habe ich schon gestern Abend, einer Vorahnung folgend, das Sonnensegel und die Fahrerhausabdeckung abgebaut und verstaut. J Wir haben uns beim Chef des Platzes verabschiedet und das Wasser aufgefüllt. Bei der Streckenwahl haben wir ziemliches Pech. Wir folgen der D010 das ist die Küstenstraße von Sinop nach Bartin. Schon nach ein paar Km beginnt eine Baustelle um den Belag neu zu machen. Natürlich in altbewährter Methode: Flüssiges Bitumen auf die Straße und Splitt bzw. Steine in die Pampe und fest walzen. So weit so gut bzw. schlecht. Das Ganze wird natürlich nicht in einer Richtung zuerst gemacht und danach in die Andere, sondern alles auf einmal und nicht drüber nachdenken, ob der Untergrund Nass oder gar von den Unwettern in der Nacht sogar Erde bzw. Sand auf der Straße liegt. Das Ganze ist im Ergebnis eine Matsche die so gar nicht auf dem eigentlichen Untergrund haften bleiben will! Im Gegenteil alles verteilt sich großzügig per Fliehkraft am und unter dem Aufbau. Nach gut 10 Km Baustelle ist die Hilde von oben bis unten vollgesaut und eingebaatzt! Wir kommen durch eine kleine Stadt und suchen eine der vielen Waschstraßen auf die reichlich zu tun haben! Ökologisch und Umweltgerecht wird das Teergespritze mit einem Benzin-Dieselgemisch zuerst angelöst und danach mehrfach abgewaschen!!! Leider ist das Ganze am gesamten Unterboden so großzügig verteilt, dass diese Strecke noch lange in Erinnerung bleiben wird!

Wir folgen weiter der D010 und ich bin über den Regen der einsetzt doch recht froh. Immerhin wird die Sauerei noch etwas abgewaschen. Leider spielt der Regen auf der bergigen und kurvenreichen Küstenstraße seine negative Seite voll aus!!! Durch die Herstellungsweise der Straßen mit Asphalt und Splitt werden die Straßen nach und nach bei Regen sehr rutschig da sich die Steine wegfahren. Teilweise ist das so schlimm wie im Winter bei Schnee bzw. eisglatter Fahrbahn. Nicht erwähnenswert, dass die Straße teilweise nur 3-4 m Breit ist und selten über Leitplanken verfügt! Es geht immer wieder einige hundert Höhenmeter hinauf um dann wieder auf Meereshöhe hinunter zu fallen. 10-12%! Bergab fuhr ich ab und an nur noch Schrittgeschwindigkeit da die Räder sofort am Blockieren waren… Die 2 Tage bis Bartin waren bis jetzt gefühlt, die anstrengenden der gesamten Reise! Landschaftlich wunderschön und durchaus sehenswert aber ein weiteres Mal??? Lieber nicht!!!

07.09.2018 Babahizir-TR 415.508 Km ~ 449 Km

Fortsetzung folgt…